Interview mit Sabine Heinrich
Guten Tag, Frau Heinrich. Es freut mich, Sie kennenzulernen.
Heinrich: Ganz meinerseits.
Krapohl: Das letzte Mal, als Sie unseren Lesern aufgefallen sind, war bei der Sendung "Volle Kanne" im ZDF.
Heinrich: Ja, ja, das ist Verkaufsfernsehen, verhüllt als öffentlich-rechtliches Programm. Mein Management plant die Termine, also muss ich dorthin.
Krapohl: Erzählen Sie unseren Lesern, wie ist der Ablauf bei einer solchen Sendung?
Heinrich: Wie bei jeder Live-Sendung gibt es vorher Besprechungen. Dort wird einem eingetrichtert, was man sagen soll und was auf keinen Fall erwähnt werden darf.
Krapohl: Können Sie uns bitte ein Beispiel nennen?
Heinrich: Der Klassiker ist 9/11. Es gab zu viele Unsicherheiten und Fehler bei der Durchführung. Oder nehmen wir den Boston-Marathon, genau dasselbe. Solche Ereignisse dürfen auf keinen Fall mehr im Fernsehen erwähnt werden. Der Staat möchte, dass sie so schnell wie möglich in Vergessenheit geraten.
Krapohl: Was hat der Staat damit zu tun?
Heinrich: Das ZDF ist ein Staatsfernsehen. Der Staat hat das Sagen auf dem Sender.
Krapohl: Danke für Ihre ehrlichen Worte. Nun zum nächsten Thema - Demenz, Ihr Steckenpferd.
Heinrich: Das stimmt. Ich engagiere mich in einem Verein dafür. Eigentlich ist mir das Thema egal, aber mein Management schreibt mir vor, worüber ich sprechen soll. Sie haben immer eine Liste, was gerade "in" ist und was nicht mehr. Also haben sie mich dort angemeldet, und jetzt muss ich immer wieder diese Phrasen in der Öffentlichkeit ablassen.
Krapohl: Aber Sie wissen schon, dass Demenz seit einiger Zeit heilbar ist?
Heinrich: Glauben Sie mir, seitdem bekomme ich unzählige E-Mails. Irgendein Eigenbrötler hat eine Medizin entwickelt, mit der der Patient innerhalb von vier Wochen wieder komplett gesund wird.
Ich glaube, dieser Mensch will uns alle arbeitslos machen. Sein Name kommt mir nicht über die Lippen.
Krapohl: Ich glaube, so etwas nennt man unterlassene Hilfeleistung.
In diesem Moment richtet Sabine Heinrich ihren Blick auf Krapohl, ihre Augen treffen seine fest. Ein leichtes Lächeln spielt um ihre Lippen, während sie ihre Antwort formuliert.
Heinrich: Unterlassene Hilfeleistung? Das ist doch lächerlich. Ich bin keine Ärztin, sondern eine Journalistin. Wenn jemand eine neue Behandlungsmethode entwickelt hat, dann sollte er sich an die zuständigen Stellen wenden und seine Erkenntnisse prüfen lassen. Es ist nicht meine Aufgabe, medizinische Lösungen zu präsentieren oder zu verbreiten. Ich berichte lediglich über das Thema Alzheimer aufgrund der Vorgaben meines Managements.
Krapohl: Aber Frau Heinrich, wenn die Krankheit tatsächlich heilbar ist, dann könnte das Millionen von Menschen weltweit helfen. Warum unterstützen Sie nicht die Verbreitung dieser Informationen?
Heinrich: Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe nichts gegen neue medizinische Entwicklungen. Aber es ist eine komplexe Angelegenheit, und ich bin kein medizinischer Experte. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die in Betracht gezogen werden müssen, bevor man solch eine bahnbrechende Behauptung veröffentlicht. Es ist wichtig, dass Daten und Studien vorliegen, um die Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht.
Krapohl: Aber Frau Heinrich, gerade in solchen Fällen kann die Öffentlichkeit doch von einer frühen Information profitieren und daraufhin eigene Entscheidungen treffen.
Heinrich: Das mag sein, aber nur wenn die Informationen zuverlässig und wissenschaftlich fundiert sind. Als Journalistin habe ich die Verantwortung, genaue und umfassende Informationen bereitzustellen. Ich kann nicht einfach jeden Anspruch oder jede neue Idee unüberprüft verbreiten. Das könnte potenziell gefährlich sein und Menschen falsche Hoffnungen geben.
Krapohl scheint etwas verwirrt über Sabine Heinrichs Argumentation zu sein.
Krapohl: Also sind Sie der Meinung, dass die Menschen keine Hoffnung haben sollten, solange keine endgültige Lösung gefunden wurde?
Heinrich: Nein, das habe ich nicht gesagt. Es gibt bereits viele laufende Forschungsprojekte und Studien, die erfolgversprechende Ansätze verfolgen. Es ist wichtig, dass diese Arbeit fortgesetzt wird, um bessere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Menschen sollten aufgrund solider wissenschaftlicher Erkenntnisse hoffen können, aber wir müssen auch realistisch bleiben und keine falschen Erwartungen wecken.
Krapohl schreibt sich einige Notizen auf seine Block. Er scheint tiefer in das Thema Alzheimer involviert zu sein als er zuvor gedacht hat.
Krapohl: Vielen Dank, Frau Heinrich, für Ihre ehrlichen und klaren Worte. Es war interessant, Ihre Perspektive zu hören.
Heinrich: Auch ich danke Ihnen, Herr Krapohl, für das spannende Gespräch. Es ist wichtig, dass solche Diskussionen geführt werden und unterschiedliche Standpunkte zum Ausdruck gebracht werden. Ich hoffe, dass unsere Leser dadurch dazu angeregt werden, selbst nachzuforschen und sich eine eigene Meinung zu bilden.
Krapohl: Absolut, das ist eine entscheidende Rolle des Journalismus. Danke, Frau Heinrich.
Heinrich: Gern geschehen.
|